11 Fragen und Antworten zum Ramadan

© Aleksandar Todorovic/Shutterstock

Am 23. März 2023 hat der Ramadan begonnen, der nach der Corona-Pandemie in diesem Jahr wieder ganz ohne Einschränkungen stattfinden kann. Für gläubige Muslime auf der ganzen Welt beginnt nun also eine ganz besondere Zeit. Doch wie läuft der muslimische Fastenmonat eigentlich ab? Unser Autorin Aida Baghernejad erklärt euch alles, was ihr über den Ramadan wissen müsst.

1. Trollololol mein Land Trollolololol der Islam gehört nicht zu Deutschland. Ich bin nur hier, um rassistische Kackscheiße zu schreiben.

Du kannst gleich mal weggehen, du Troll. Next!

2. Ramadan, ist das nicht wie Fasten vor Ostern?

Genau, Ramadan ist der Fastenmonat der Muslime und wird als der heiligste Monat im islamischen Kalender gesehen, da während dieser Zeit der Koran dem Propheten offenbart wurde. Doch da der alte islamische Kalender nach dem Mond geht und nicht nach der Sonne, verschieben sich die Monate jedes Jahr um elf bzw. im Schaltjahr 12 Tage nach vorn. Damit liegt Ramadan ein paar Jahre im Frühling oder Sommer, dann wieder im Winter. Was das Fasten mal leichter, mal schwieriger macht – denn hier verzichtet man nicht auf Fleisch oder Schokolade oder Social Media und hat sonntags frei, sondern darf einen gesamten Monat von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang nichts essen und nichts trinken. Gar nichts.

3. Und warum tut man sich das an?

Traditionell soll man während Ramadan der Armen gedenken, die nichts zu essen haben, dankbar sein und sich einen Monat lang weniger um die materiellen Seiten des Lebens kümmern. Das funktioniert mal besser, zum Beispiel bei den (normalerweise stattfindenden) wunderschönen, großen und öffentlichen Speisungen während des Ramadan-Festes, und mal schlechter, da der Ramadan der Monat mit der höchsten Lebensmittelverschwendung ist. Hungrig einkaufen zu gehen, ist eben wahnsinnig gefährlich.

4. Darf man wirklich nichts trinken?

Nein. Wer es richtig genau nimmt, schluckt nicht einmal seine eigene Spucke runter. Klingt witzig, ist aber echt schwierig. Kaugummi ist auch tabu. Und rauchen. Und Sex? Vergiss es. Aber sobald die Sonne untergeht, sieht alles schon wieder ganz anders aus…

5. Müssen alle Muslime fasten?

Es gibt viele Ausnahmen: Kinder müssen/dürfen nicht fasten (je nach Auslegung); Alte und Gebrechliche nicht; Frauen, die ihre Periode haben, müssen eine Zwangspause beim Fasten einlegen und die Tage nachholen; Schwangere sollen nicht fasten und Reisende brauchen es auch nicht zu tun, wenn es ihre Reise erschwert. Ach ja, und Menschen, die harte, körperliche Arbeit leisten, können das Fasten auch verschieben. Allgemein gilt: Wer es körperlich nicht packt, der sollte auch nicht dazu gezwungen werden.

Das führt zu allerlei Variationen: Es gibt streng gläubige Muslime, die nicht fasten, es gibt aber auch Leute, die den Rest des Jahres gerne einen über den Durst trinken und sonst den lieben Gott einen lieben Gott sein lassen, Ramadan dann aber sehr streng nehmen. Die Ummah (muslimische Weltgemeinschaft) ist bunt!

6. Feiern alle Muslime Ramadan auf die gleiche Art?

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Nein. So wie es nicht den*die eine*n Muslim*in gibt, gibt es auch nicht das eine Ramadan-Fest. Es herrscht sogar Uneinigkeit darüber, wann Ramadan genau beginnt. Sogar von Familie zu Familie unterscheidet es sich, wie man Iftar, das rituelle Fastenbrechen am Abend, begeht. Als meine Eltern noch fasteten, wurde Iftar mit einem Glas warmen Wasser begonnen, mein Onkel stattdessen brach sein Fasten am Abend mit einem halben Löffelchen Salz. In vielen muslimischen Familien sind Datteln verbreitet. Im Grunde verbringt man einen Monat damit, Datteln in sich hineinzustopfen. Datteln. So viele Datteln.

7. Hungrig und alleine? Oh je…

Hungrig ja, aber normalerweise ist man nicht alleine. Das schöne an Ramadan ist, dass eigentlich an jedem Abend Remmidemmi ist: Man trifft die gesamte Familie, Freund*innen, die Nächte sind lang, die Leute sind nachts lange wach und unterwegs, die Restaurants voll und es ist allgemeiner Ausnahmezustand. Oft wird auch auf den Straßen und in Moscheen gekocht, Essen an Passant*innen verschenkt. Win-Win-Win-Situation: Lebensmittel zu spenden, ist gesegnet; für die Öffentlichkeit zu kochen, ist gesegnet; und dieses Essen zu essen, ist gesegnet. Segnungen für dich, mich, für alle. Yeah.

8. Muss ich mich einschränken, wenn ich in so ein Land reise?

Wenn du es aushältst, tagsüber nichts zu essen, dann überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil wirst du mit Party, Party, Party jede Nacht belohnt. In Iran zum Beispiel war es vor einigen Jahren absolut unvorstellbar, dass während Ramadan Kantinen Essen servierten oder in der Öffentlichkeit gegessen und getrunken wurde. Mittlerweile ist alles viel lockerer. In touristischen Regionen sowieso. Trotzdem sollte man sich vorher gut informieren.

9. Gibt es eine Party am Schluss?

Ja, das Ende von Ramadan wird mit dem Eid al Fitr begangen, eines der wichtigsten Feste im islamischen Kalender. In Deutschland ist es auch als Zuckerfest bekannt und wird je nach Region zwischen zwei und vier Tagen lang gefeiert. Es gibt Festtagsgebete, man zieht neue, schöne Kleider an, beglückwünscht sich gegenseitig und isst gemeinsam. Und in manchen Kulturen gibt’s sogar Geschenke.

10. Hilfe, meine Freund*innen fasten. Was muss ich jetzt tun?

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Vielleicht nicht mit einer Kasslerstulle vor ihrer Nase herumwedeln. Aber sonst nachfragen, wie man ihnen den Alltag während Ramadan etwas erleichtern kann, interessiert sein, sie nicht wie ein Alien behandeln und sich auf jeden Fall einladen lassen (siehe Punkt 9.).

11. Klingt ja eigentlich ganz spannend. Wie kann ich das in Berlin erleben? Und wo kann ich mehr darüber erfahren?

Früher gab es die fantastische Veranstaltungsreihe "Die Nächte des Ramadan". Mit Konzerten, Diskussionen, Filmabenden und Iftars war für jede*n etwas dabei. Normalerweise öffnen viele Moscheen ihre Türen für Besucher*innen. Einfach vorbeigehen und fragen ist nie verkehrt, bloß keine Berührungsängste!

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