11 Fragen, die sich Newcomer stellen sollten und die Profis beantworten

Unzählige Musiker leben in Berlin und versuchen ihren Lebensunterhalt mit ihren Songs zu bestreiten. Gar nicht so einfach. Wir haben deshalb häufige Anfängerfragen an etablierte Profis geschickt. Ihr erfahrt vom Chefredakteur der Intro, was in eurer Künstlerinfo stehen sollte; vom Tocotronic-Produzenten, wie ihr euch auf die Studiozeit vorbereiten könnt; vom Universal A&R, wo er Bands entdeckt; und der Bassist von Jennifer Rostock erzählt, was so toll am Newcomer Status ist. Und dann wäre da Converse, die euch mit den "Rubber Tracks Studios" die Möglichkeit geben, kostenlos Musik in legendären Studios aufzunehmen.

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1. Wo kann man in Berlin kostenlos seine Musik aufnehmen?
Auch in diesem Jahr gibt Converse jungen Künstlern die Möglichkeit, ihre Songs professionell aufzunehmen und schickt die besten Talente unter anderen in die legendären Hansa Studios in Berlin. Mit Blick auf die Geldnot, die nicht nur Newcomer, sondern auch etablierte Bands oft haben, ist das eine sehr gute Sache. Interessenten können sich bis zum 24. Juni auf converse-music.com anmelden. 

2. Wie kann sich eine Band konkret auf einen Studiotermin vorbereiten? Gibt es da Tricks und Tools?
Markus Ganter (Produzent von Tocotronic, Casper): Ja. Proben. Sehr hilfreich ist es, wenn man die Proben aufnimmt. Geeignet ist dafür ein Fieldrecorder wie z.B. der Zoom H4nSP. Den kann man an den Sweetspot im Proberaum stellen – da, wo alle Instrumente nach Empfinden ausgewogen klingen – und dann die Songs aufnehmen. Die können viel Pegel ab und das klingt auch deutlich angenehmer und detaillierter als mit dem iPhone, was sehr schnell zerrt. Dann gemeinsam anhören, nochmal zuhause alleine anhören, analysieren und sich fragen: Spielen alle zusammen oder nebeneinander her? Was klingt gut? Möchte ich das nochmal hören, oder eher nicht? Und warum nicht?

3. Welche Fehler machen Bands im Studio, wie können die vermieden werden?
Markus Ganter (Produzent von Tocotronic, Casper): Oh. Da gibt es viele. Man sollte einen konkreten Fahrplan für seine Songs haben. Im besten Falle weiß jeder in der Band, was er tut, und kann den Song von Anfang bis Ende spielen, ohne dass die Frage aufkommt: "Was machen wir denn jetzt eigentlich im C-Teil?!" – "Welcher C-Teil?!" Und so weiter. Songs im Studio fertig zu schreiben ist für alle Anwesenden inklusive der Band ein eher nervenaufreibender Prozess und kostet außerdem Zeit, Geld und Konzentration.

4. "We fix it in the mix" wird oft als Floskel benutzt, ist dem wirklich so?
Markus Ganter (Produzent von Tocotronic, Casper): Leider ja. Und meistens wird’s auch nix. Vermeiden lässt sich das vor allen Dingen durch viel Vorbereitung und Vorstellungsvermögen. Man sollte sich im Vorfeld mit seinen Ideen und seinem Instrument auseinandersetzen. Für welchen Song nehme ich welche Gitarre? Ist die bundrein? Will ich genau diesen Sound? Ist mein Schlagzeug komplett verstimmt oder liegt es an meinem Spiel, dass es klingt wie eine Mülltonne? Oder soll es genau so klingen?

5. Es gibt wahnsinnig viele Bands in Berlin: Wie schafft man es als Band von einem A&R angehört zu werden?
Alexander Kralisch (A&R Universal Music): Zwei Wege fallen mir schnell ein – einmal natürlich online von sich reden zu machen, da kann die Hilfe von einem Publicist bzw. einer PR-Agentur auch schon am Anfang Gold wert sein. Denn alle scouten hauptsächlich im Netz – eine Top-5-Platzierung bei Hype Machine ist da effektiver als jeder Showcase. Und der zweite Weg ist natürlich Netzwerk – wen kennst du in Deinem Umfeld, der jemanden im Label oder Verlag kennt und wie schnell kannst du ihn zum Fan machen?

6. Wo kann man sich in Berlin am besten "live" präsentieren?
Alexander Kralisch (A&R Universal Music): In letzter Zeit fand ich, dass vor allem Support-Slots vor etablierten Bands, die auf Tour kommen, sehr effektiv waren. Sucht euch Bands aus, bei denen ihr wisst, dass sich das Publikum auch für euch interessiert. Dabei können kleine Shows effektiver sein, als eine große Halle.

 Im letzten Jahr waren die Snøffeltøffs im Rubber Tracks Studio in Berlin. © Charlott Tornow

7. Wie kann man als Newcomer-Band den Chefredakteur der Intro auf sich aufmerksam machen?
Daniel Koch (Intro-Chefredakteur): Natürlich kann man mir auch immer ein Album zuschicken, aber da wir täglich kistenweise Alben bekommen, dauert es manchmal eine ganze Weile, bis ich wirklich zum Newcomer-Stapel vordringe. Ich bin allerdings immer noch gerne Frontsau, gehe auf kleine und große Konzerte und Festivals und schaue mir da gerne Bands an, deren Namen ich zuvor noch nicht kannte. Außerdem mag ich Radiosender wie FluxFM, die sich Newcomersuche auf die Fahne schreiben und ich höre die Playlisten diverser Blogs. Will sagen: Wenn es ein Newcomer schafft, mit guter Musik und guten Konzerten eine kleine Fanbase aufzubauen, dann werde ich sicher irgendwann neugierig. Und was vor allem wichtig ist: Ich muss die Musik hören, um mir selbst ein Bild zu machen. Da kann man mich an der Bar noch so lange zulabern, wie gut eine Band ist–- ich bilde mir mein Urteil erst, wenn ich die Musik selbst für mich allein höre.

8. Was sollte man beim Bandinfo und Bandfoto beachten?
Daniel Koch (Intro-Chefredakteur): Es ist tatsächlich immer wieder erschreckend, was auch etablierte Labels da manchmal für einen Mist verzapfen. Bei Bandinfo und beim Bandfoto gilt eigentlich das, was bei vielem gilt: gute Qualität, gute Ideen. Also nicht mal eben Papa ein Foto von der Band vor der Garage mit verschränkten Armen machen lassen, sondern sich vorher überlegen, wie man sich selbst sieht. Bei der Bandinfo empfehle ich immer, nicht zu übertreiben. Eine Seite Text reicht völlig und die sollte einen guten Einstieg haben, die wichtigsten Informationen, ein paar O-Töne der Musiker und eine zurückgenommene Beschreibung der Musik, die einen erwartet. Hier hilft es, wenn man das jemanden machen lässt, der so was kann. Außerdem sollte man das Schreiben, bevor man es abschickt, noch mal einen Realitäts-Check und einem Floskel-Scan unterziehen. Sind du und deine Band wirklich "die neuen Nirvana"? Bringt ihr wirklich die "Gitarrensaiten zum Glühen"? 

9. Für Interviews: Sollte die ganze Band kommen oder nur der Frontmann?
Daniel Koch (Intro-Chefredakteur): Das kommt auf die Band an, würde ich sagen. Wenn einer die Songs alleine schreibt, singt und dabei Gitarre spielt, brauchen die anderen sich nicht an seiner Seite langweilen. Will man aber wirklich als Band wahrgenommen werden und arbeitet so, dann sollte man sich passende Paarungen überlegen und im Idealfall in Zweier-Teams kommen – so bleibt’s demokratisch und man läuft nicht Gefahr, sich im eigenen Bandhumor zu verlieren, der meist ja auch nur da lustig ist.

10. Ab wann braucht man einen Manager und wann braucht man ihn nicht mehr?
Christoph Deckert (Bassist bei Jennifer Rostock): Ich versuche einfach wiederzugeben, was ich aus meinen Erfahrungswerten raten kann, das sollte aber um Himmels Willen nicht als steingemeißeltes Gebot gelten. Grundsätzlich gilt: Man kann spielen, soviel man lustig ist, irgendwann stößt man in einer Bandkarriere an die Grenzen seines organischen Wachstums. Und Socializing ist ein nicht zu unterschätzender Faktor des Werdegangs. Sucht euch eine Person, die Kontakte mitbringt. Idealerweise jemanden außerhalb eurer eigenen Blase, damit er oder sie neutral in beratender Funktion für euch tätig werden kann. Respektiert diesen Menschen, ihr braucht nicht zusätzlich jemanden, der euch blind nach dem Mund redet. Noch wichtiger: Vertrauen. Eurem Manager solltet ihr ohne Bauchschmerzen die Goldzähne eurer Großmutter überlassen können.

11. Was ist das Schönste am Newcomersein?
Christoph Deckert (Bassist bei Jennifer Rostock): Falls ihr tatsächlich auf dem Weg seid, die professionelle Laufbahn einzuschlagen: Genießt die Zeit, die ihr gerade habt. So narrenfrei werdet ihr nie wieder sein. Selbst die Dinge, die euch jetzt nerven, werdet ihr irgendwann – wenn auch rückblickend verklärt – vermissen. Heutzutage sehe ich Bands vor 20 Leuten mit Backing-Tracks, In Ears und Choreografien spielen. Blödsinn. Trinkt den Kasten Bier im Backstage aus und habt verdammt nochmal eine gute Zeit. Der Rest kommt früh genug.


So, da ihr jetzt alles wisst, meldet euch bei den Converse Rubber Tracks Studios an. Hier könnt ihr schon mal ein wenig optische Studioluft schnuppern.


Dieser Beitrag ist Kooperation mit Converse entstanden. 

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