So bunt war es bei "Morning Gloryville" in der Neuen Heimat

© Milena Zwerenz

Draußen klirrt der Winter, der Sonnenaufgang lässt noch auf sich warten, aber in der Neuen Heimat in Friedrichshain tanzen sich bereits etwa 200 Leute wach. Es läuft Pop aus den 80ern, Schminke glitzert in den Gesichtern, von goldenen Leggings bis hin zu Pokémon-Kostümen finden sich die unterschiedlichsten Partyoutfits. Animationstänzer treiben die Menge an. Eine kleine Gruppe macht abseits Yoga, Massagen gibt es auch. Die Stimmung auf dem "Morning Gloryville" fühlt sich definitiv nicht an wie 7:30 Uhr an einem Mittwochmorgen.

Ich bin unfassbar müde, um 5 Uhr zum Feiern aufstehen liegt mir nicht. Die Party kann nichts dafür, um 5 Uhr aufstehen liegt mir allgemein nicht. Doch die Musik weckt meine Gedanken. Ein bisschen fühlt es sich an, als wäre ich auf einer Trash-Mottoparty in einer großen WG gelandet, so wenig sieht es in der Neuen Heimat nach Dancefloor aus. Allerdings erinnern mich die Medienvertreter daran, dass das nicht so ist. Kameras filmen die Morgenmeute, Fotoapparate blitzen, Radiomenschen stehen in der Ecke und berichten live. Hier wird gerade neue Berliner Partygeschichte geschrieben, könnte man meinen.

Dass sich tatsächlich Leute zusammenfinden, um morgens halb sieben zu feiern, klingt erstmal absurd. Aber in Berlin findet sich immer jemand, der genau danach gesucht zu haben scheint. Auf Mittanzen habe ich selbst keine Lust, für mich fühlt sich die Stimmung – so blöd es klingen mag – einfach nicht morgengerecht an. So viele Eindrücke, Menschen und Beats noch vor Arbeitsbeginn verarbeiten zu müssen, liegt mir nicht. Anderen schon. Ich frage ein Mädchen mit Pailletten im Gesicht, warum sie hier ist. Sie hatte Lust auf ein Workout am Morgen, tanzen sei eine schöne Fitnesseinheit, antwortet sie. Viele wollen sich einfach nur kurz vor der Uni oder der Arbeit austoben. Nun ja, warum auch nicht, wenn man es mag? Als sie und ich die Neue Heimat wieder verlassen, fängt der Tag ja gerade erst an.

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Tom, Yogalehrer aus London, und Marta, Eventmanagerin aus Barcelona, lieben tanzen und Diskokugeln. Sie haben das "Morning Gloryville"-Event in Berlin organisiert. Ich habe mich mit ihnen kurz unterhalten.

Die Party hat um 6:30 Uhr begonnen. Wie geht's euch, seid ihr fit?
Marta: Klar, wir haben zwar gestern den ganzen Tag aufgebaut und nur vier Stunden geschlafen, aber dass so viele Leute hierher gekommen sind, macht uns total glücklich.

Was für Leute habt ihr heute erwartet?
Tom: Eine bunte Mischung. Erstmal muss überhaupt jemand Anfang Dezember, wenn es morgens arschkalt und stockdunkel draußen ist, hier herkommen. Da muss man der Typ für sein. Wir rechnen so mit 200 bis 300 Gästen.
Marta: Echt jeden. Gestern hat mich eine 65-jährige Frau angerufen, die kommen wollte. Klar, kann sie gerne machen.

Hattet ihr Angst, dass viele Druffis vorbeikommen?
Tom: Nö, Angst nicht. Wenn sie in guter Stimmung sind, ist das okay.

Auch wenn "Morning Gloryville" das erste Event seiner Art in Berlin ist: Habt ihr das Gefühl, dass sich die Partymentalität in der Stadt verändert?
Tom: Dazu wohne ich noch nicht lange genug in der Stadt, um das zu beurteilen. Unser Event steht aber nicht in Konkurrenz zu anderen Partys. Wir mögen es einfach, an einem Mittwochmorgen zu feiern und gut in den Tag zu starten. In andere Clubs kann man ja trotzdem noch gehen.

Wann wart ihr das letzte Mal um 6:30 Uhr morgens tanzen?
Tom: Das war wahrscheinlich im Berghain.

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Fotos: © Milena Zwerenz
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