Oh Captain! My Captain! – Zum Tod von Robin Williams

Robin Williams ist tot. Der 63-Jährige ist gestern tot in seinem Haus gefunden worden. Eine vorläufige Untersuchung deutet auf einen Freitod hin. Williams hat die Filmhelden unserer Kindheit verkörpert. Er hat er uns in seinen Darstellungen zum Träumen, Lachen und zum Nachdenken über uns selbst gebracht. "Oh Captain! My Captain!" wird für immer mit dem Gefühl verbunden sein, dass man für das, was man sich wünscht, kämpfen muss.

Ob in "Flubber" (1997), als Professor, der Herr seiner eigenen Erfindung werden muss; als verrückte "Mrs. Doubtfire" (1993), die mit aller Macht eine ganze Familie rettet; oder als Professor in "Der Club der toten Dichter" (1986), in dem er ganze Generationen dazu ermutigt hat, ihren Träumen zu folgen.

Es gibt wenige Schauspieler, die in ihren Rollen vom Zuschauer so vehement gefordert haben, sich für sich selbst einzusetzen. Man muss sich nur an den Monolog aus "Der Club der toten Dichter" erinnern, in dem er jedem Einzelnen die Macht zuspricht, die Welt verändern zu können: "No matter what anybody tells you, words and ideas can change the world." Unvergessen ist auch seine Rolle in "Good Will Hunting" (1997), die ihm 1998 den Oscar für die beste Nebenrolle einbrachte.

Robin Williams hat mit seinem Humor und seinen Stimmen dafür gesorgt, dass man für einen kurzen Moment und die Dauer eines Filmes in eine andere Welt oder ein anderes Leben schlüpfen konnte. Und doch war da auch immer etwas Melancholisches in seinen Rollen. Ein wehmütiger Weltschmerz, der im etwas zu langen Blick in einer Kameraeinstellung deutlich wurde oder in der tragisch komischen Figur des Radiokommentators Adrian Cronauer in "Good Morning Vietnam" (1987). Williams verkörperte Cronauer, der mit der Kriegssituation genauso überfordert ist wie die jungen Männer im Reisfeld, und der doch dafür da ist, alle beim Untergang einer Nation mit seinen Sprüchen bei Laune zu halten.

In "Fisher King" (1991) oder der Rolle des freundlich-psychopathischen Fotoladenbesitzers in "One Hour Photo" (2002) schuf er Momente, in denen man nicht glauben konnte, dass er zuvor noch "Patch Adams" oder in einer anderen Familienkomödie mitspielte. Seine Figuren hatten die Macht, einen mit einem unglaublichen Sog in ihre unergründlichen, verworrenen Tiefen zu ziehen – ein Talent, wie es vielleicht nur ebenfalls tragische Schauspielfiguren wie Philipp Seymor Hoffman oder Heath Ledger in ihren besten Rollen vermocht haben.

Robin Williams

Dass Williams Zeit seines Lebens immer wieder mit Alkoholismus und Depressionen zu kämpfen hatte, war bekannt. So wirkt sein Zitat: "You’re only given one little spark of madness. You mustn’t lose it" in diesem Moment absurd traurig, weil ihm selbst am Ende dieser kleine Funken Verrücktheit nicht mehr ausgereicht hat, um am Leben bleiben zu wollen. Am Ende bleibt sein Tod traurig und unverständlich, wie all diese unnötigen, durch Depression verursachten Tode. Wie tragisch, dass einer von den wirklich Guten seine eigene Größe am Ende nicht mehr erkennen konnte – oder wie es der irische Schauspieler Jim Norton in seinem kurzen Tweet am besten trifft: "There is no way Robin Williams could have seen himself the way everyone saw him. What terribly sad and frustrating news."

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