Deckert meckert: über Martin Kesici

Eigentlich sollte diese neue Kolumne etwas unverbindlicher ausfallen. Ein kleines, graues Wölkchen, das sich hinter dem ewig-blauen Himmel voller gelber Luftballons zusammenbraut und uns in humoristischer Weise die stadtkulturelle Schrulligkeiten unseres ach so heiß gehypten Berlins vorführt. Klassisches Querulantentum. Und eigentlich war es auch niemals mein Anliegen, auf dieser Plattform persönliche Befindlichkeiten auszutragen. Aber hey, sei's drum: Hiermit erkläre ich Martin Kesici den Internetkrieg!

Seit Wochen sinniere ich darüber, was denn ein geeigneter Opener für meine Kolumne wäre. Die Warschauer Straße? Das Berghain? "For Beer and Weed"-Pappschilder? Doch glück- bzw. unglücklicherweise tat sich vergangenen Sonntag ein aktueller Anlass auf, der ein wenig breitere Öffentlichkeit verdient und hoffentlich ein paar Strippenzieher dazu bringt, die Schere anzusetzen und bei Herrn Martin Kesici das Mikrofonkabel und die Internetleitung zu kappen.

Was ist nun eigentlich vorgefallen? Bzw. für die Glücklichen unter euch: Wer ist eigentlich Martin Kesici? Kurze biografische Eckdaten für alle, die dieses neumodischen Googelns nicht mächtig sind: Castingshow-Teilnehmer (Gewinner), Angel of Berlin (Sänger), Absturz in die musikalische Nichtigkeit, Autor eines Buches über Castingshows. Promiboxer (verloren), Dschungelcamper (nicht gewonnen) und jetzt als Moderator/Allzwecknudelholz für Star FM im Einsatz. Alleinstellungsmerkmal: Rocker, harte Schale, weicher Kern (wie weich, das sollte sich erst später herausstellen).

Martin KesiciNur echt mit der Pommesgabel.

Das ist alles nicht besonders schön, aber im gleichen Maße auch nicht besonders schlimm. Der Schlund zur Hölle öffnet sich erst auf seiner sozialmedialen Internetpräsenz. Denn der Martin, der ist Deutscher, und Deutsch-Sein ist bekanntlich schwer! Das Trauerspiel begann letztes Jahr im Zuge der Echo-Verleigung mit Frei.Wild-Sympathiebekundungen im klassischen "Das wird man ja wohl noch sagen dürfen"-Duktus. Daraufhin hagelte es zwar viel Häme, aber ebenso viele Kommentatoren meinten, dass man das ja wohl noch sagen dürfe. Peinliche Nummer, Schwamm drüber, ein Ausrutscher.

Denkste. Erst kürzlich stimmte Martin auf einer öffentlichen Veranstaltung mit Freunden spontan die deutsche Nationalhymne an. Nun gut, ich komme politisch vom anderen Ufer und mir grummelt bei solchen Einlagen die Magensäure bis unter's Kinn, aber Derartiges zelebrieren irgendwelche Schmalgeister beim Fußball ja auch. Wobei es da wenigstens noch die Fußballzeremonialen als offiziellen Anlass gibt.

Auch hier gilt: Geschenkt. Ich muss das nicht gutheißen, aber als sogenannter Gutmensch muss man sowas schlucken. Man gibt sich schließlich tolerant. Nun war es also Sonntag, der 26.10.2014. In Köln demonstrierten 4.000 Hooligans und Nazis gegen Salafisten. Die sogenannten Hogesa. Ein Naziaufmarsch also, Kategorie-C-Auftritt – all das war sowieso schon schlimm anzusehen. Bis ein gewisser Martin K. aus B. öffentlich seine Solidarität bekundete.

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In der Vergangenheit unterstellte ich ihm noch ein gewisses Maß an Naivität und Brau... äh Blauäugigkeit, aber die Linie ist überschritten, der Shark wurde gejumpt! Der Typ muss weg! Hiermit gehe ich ich auf die Straße gegen alle Kesicisten (Das wird man doch wohl mal sagen dürfen!). Sein Beitrag wurde im vierstelligen Bereich "gefälltmirt" und hunderte Male geteilt, vielleicht kommt der AFD-Supporter noch auf den Gedanken, sich als Innenminister aufstellen zu lassen.

Um Folgendes noch klarzustellen: Ich will hier keineswegs Position für die Gegenseite beziehen. Würde der Al Kesici ins nächste Taxi gen IS steigen, ich wünschte ihm nicht weniger als eine kleine Unzulänglichkeit bei den Bremsen. Aber diese blindwütige Unterstützung eines Mobs von hintenrechtsaußen – so unreflektiert kann und darf man mit diesem Thema nicht umgehen. Als Beifahrer wünsche ich mir dann übrigens Herrn Ben "Glas Jr." Tewaag. Der fühlte sich ebenfalls dazu hingerissen, öffentlich darüber zu jauchzen, dass unsere "Outlaws" endlich Stellung beziehen. Wie bitte? UNSERE OUTLAWS? Das sollte zum Euphemismus des Jahres reichen!

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Ich will mich hiermit auch gar nicht an Kesici oder seine Anhängerschaft richten. Da sind Hopfen und Malz schon längst in den großen Ferien. Argumentativ ist dort niemandem beizukommen, da kann man auch mit Spatzen auf Windmühlen werfen. Oder so ähnlich. Aber: Kann ein Sender wie Star FM diesen Typen samt Gedankengut weiter tragen? Bisher wurde sich seitens der Verantwortlichen immer um eine Stellungnahme gedrückt. Ich lasse euch mal folgende Email-Adresse hier, ganz unverbindlich natürlich: [email protected].

So, damit erst einmal fertig gemeckert. Bis zum nächsten Mal.

Euer Deckert


Nachtrag 28.10., 11:37 Uhr: Da hat der Chef wohl doch schon durch geklingelt. Martin distanziert sich inzwischen (ist klar), hat seinen Post gelöscht und wedelt nun mit dem Anwaltsschreiben (Das wird man doch mal machen dürfen!).

 

Update 28.10., 14:58 Uhr: Die Geschäftsführung von Star FM kann Kesici wohl nicht mehr länger tragen und stellt ihn vorläufig frei.

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