Mit Fettes Brot bei Mustafas Gemüsedöner

© Matze Hielscher


"Bist du aufgeregt?" Die Frage geht zu Beginn meiner Plauderei mit Fettes Brot an König Boris hätte ich mir aber auch gut selbst stellen können. Denn für mich sind Fettes Brot immer noch die Band meiner unbeschwerten Jugend. Vom ersten Mal auf einem Festival vor 20 Jahren mit "Jein" bis zu den unzähligen Festivals vor 5 Jahren mit "Bettina". Tatsächlich fallen mir auf Anhieb keine drei nationalen Künstler ein, von denen ich schon so lange Fan bin. Fettes Brot stehen für die leichte Seite des Lebens, sie sind die Monty Python des Raps. Always rapping on the bright side of life. Ist das noch immer so?

Wir treffen uns an der Yorckstrasse und laufen zu Mustafas Gemüserdöner. Ich hatte nie Lust, mich in die lange Schlange vom Döner Number One zu stellen. Die Wartezeit aber gemeinsam mit Fettes Brot zu verbringen, ist natürlich super. Boris antwortet, dass er wegen der neuen Platte doch sehr aufgeregt ist. "Wir sind total übermotiviert" sagt er. In den letzten Tagen haben die Brote über 80 Interviews gegeben und jedem Blog sowie allen Radiosendern unzählige Fragen beantwortet. Schon allein an seiner Körperhaltung merkt man, dass Boris wirklich ein König ist. Immer die Brust raus, immer wissend, wo es lang geht. Björn dagegen ist der bissige Hund der Band. Man ahnt, wie der sich über etwas aufregen und daran festbeißen kann. Dr. Renz ist mit seinen grauen Haaren inzwischen nicht mehr Mädchen- sondern Frauenschwarm und wie immer höflich und bedacht in dem, was er sagt. Er erzählt, wie er zuhause an seinen Songs gearbeitet hat, während nebenan die Kinder schliefen. "Wir hatten aufgrund der Familiensituation schon geregeltere Arbeitszeiten, sonst wäre das nicht passiert". Dennoch ist "3 ist ne Party" alles andere eine vernünftige und geregelte Platte. "Wir wollten nicht die XY des Rap sein." Ich frage ihn, ob ich die Band im Zitat nennen darf, er sagt: "Lieber nicht".

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Die drei zappeln und rappen auf den 13 Tracks von "3 ist ne Party!" über Frauen, Feiern und kalte Füße so unbeschwert und unterhaltend wie ein Eintrag auf Buzz Feed. Keine Spur von Altersmüdigkeit und Altersarroganz. Statt Besserwisserei gibt es Witze und allerhöchstens Fragen. Besonders deutlich wird das im Song "Crazy World", wenn sich König Boris fragt, was eigentlich der Unterschied zwischen NSA und NSU ist. Schulterzucken und weiter: Hast du schon mal einen Rapper geküsst? Ihre Party ist listig, wie man sich eine Party mit Helge Schneider vorstellt. Ich sage ihnen, dass für mich die Haltung auf der Platte eher über die Art der Instrumentierung transportiert wird, weil viele Tracks wirklich ungenau und lückenhaft daherkommen. Eben keine versierte Goldproduktion sondern rotzig und stachelig. Meine Feststellung verwundert sie.

Nach 15 Minuten in der Schlange sind wir endlich dran. Schön, dass auch hier die Verteilung zwischen Vegetarier, Fleischaner und Fischaner gedrittelt wird und, obwohl die drei nicht nur in einer Band spielen, sondern auch ihre eigene Plattenfirma haben, zahlt jeder für sich allein. Das ist süß zu beobachten und so gar nicht erwachsen.

Während wir mampfen, erzählen sie stolz, dass sie das Video "Wackelige Angelegenheit" für Aggro TV gedreht haben. Das erste Mal für die Brote und auch da spürt man die Aufregung. Solange das so ist, braucht man sich keine Sorgen darum machen, dass Fettes Brot irgendwann die XY des Raps werden könnten. Wirklich nicht.

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